s gibt inzwischen mehr als ein Dutzend breit eingesetzter Stressmanagement-Trainings. In der Regel wurden sie von Psychologen entwickelt, die fachliche Expertise mit langjähriger Trainingserfahrung verbinden. Manche dieser Psychologen haben eigene Institute im Bereich des Stressmanagements gegründet, andere sind Universitätsprofessoren, die ihre Forschungstätigkeit auch durch Forschungsprojekte von Studierenden erweitert haben. Einige können auf eine weit mehr als 10-jährige Forschungstätigkeit zurückblicken. Die Erkenntnisse der sich weiter entwickelnden Stressforschung wurden und werden immer wieder in die Trainingsprogramme integriert.
Die bekanntesten Programme haben ausgezeichnete wissenschaftliche Wirkungsnachweise. Die Evaluationen fanden sowohl im Bereich der allgemeinen Gesundheitsprävention und der Betrieblichen Gesundheitsförderung statt, als auch im klinischen Bereich oder in speziellen Berufsgruppen. Daher werden diese Trainings auch im Rahmen der Primärprävention oder im Rahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung von den Krankenkassen anerkannt und bezuschusst.
Angesichts dieser geballten Ladung von Kompetenz verwundert es nicht, dass die führenden Stressbewältigungs-Trainings sich auf denselben theoretischen Background beziehen, große inhaltliche Gemeinsamkeiten aufweisen und auch ähnliche Methodiken anwenden. Das mag durch die unterschiedlichen Trainings-Layouts, die unterschiedlichen Benennungen der Inhalte und die unterschiedlichen Umsetzungen und Tools nicht sofort ins Auge springen. Inhaltlich überschneiden sich aber schätzungsweise 80% der Trainingsinhalte.
Inhaltliche Bereiche des Stressmanagements
Hier zunächst eine Übersicht der fünf wichtigsten Themen, die sich in sämtlichen Trainingsprogrammen wiederfinden:
Neben diesen zentralen Themen gibt es weitere Bereiche, die häufig in diesen Programmen enthalten sind, teils als eigenständige Betonung, teils als Ergänzungsmodul:
- Mein soziales Netz pflegen und entwickeln
- Meine Ressourcen erkennen, aktivieren, entwickeln
- Meine Gefühle verstehen und regulieren
- Mich selbst führen (Selbst- und Zeitmanagement, stressmindernde Arbeitsorganisation)
- Selbst-Bewusstsein, meine Identität entwickeln (Identität sichert Stabilität)
- Meine Zukunft gestalten
- Bewegung, Ernährung, Lebensgewohnheiten
Darüber hinaus bieten einige Programme zusätzliche Themen an:
- Einübung in die Haltung und Praxis der Achtsamkeit
- Psychische Widerstandsfähigkeit entwickeln (Resilienztraining)
- Energiemanagement, Pausen, Schlaf, Urlaub
- Grenzen setzen, mich selbst behaupten
- die Realität annehmen
- Konflikte und schwierige Gesprächssituationen bewältigen
- Kommunikationstraining
Übrigens: In der Rubrik »Literatur Stressmanagement-Training« stelle ich acht bekannte Manuale kurz vor.
Einteilung der Bereiche des Stressmanagements
Die bisher genannten Bereiche setzen beim einzelnen Menschen und seinen Möglichkeiten an. Stressmanagement kann aber auch auf der Seite der stresserzeugenden Verhältnisse und Strukturen ansetzen. Im Kontext eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements lassen sich auch die Rahmenbedingungen beeinflussen. Die folgende Einteilung der inhaltlichen Bereiche von Prof. Dr. Gerd Kaluza (GKM Institut für Gesundheitspsychologie Marburg) hat sich weitgehend durchgesetzt. Dabei unterscheidet er zunächst zwei Bereiche:
- das individuelle Stressmanagement (Veränderungen auf personaler Ebene, im Rahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung Verhaltensprävention genannt)
- das strukturelle Stressmanagement (Veränderungen auf überindividueller Ebene, im Rahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung Verhältnisprävention genannt)
Bereiche des individuellen Stressmanagements
Instrumentelle Stressbewältigung | Mentale Stressbewältigung | Regenerative Stressbewältigung |
---|---|---|
Einflussnahme auf Stressoren (stresserzeugende Bedingungen) | Einflussnahme auf das eigene innere Stressgeschehen | Einflussnahme auf die eigene psychophysische Stressreaktion |
Aufgabe: Anforderungen aktiv angehen | Aufgabe: Förderliche Einstellungen entwickeln | Aufgabe: Ausgleich schaffen |
Beispiele: 1. Lernen - Fachliche Kompetenzen 2. Soziales Netz aufbauen 3. Grenzen setzen / sich selbst behaupten 4. Selbst- und Zeitmanagement: sich selbst Führen | Beispiele: 1. Die Realität annehmen 2. Anforderungen konstruktiv bewerten 3. Überzeugung in die eigene Kompetenz stärken 4. Stressverstärkende Einstellungen entschärfen | Beispiele: 1. Erholung aktiv gestalten (Pausen, Schlaf, Urlaub) 2. Genießen im Alltag 3. Körperlich und mental entspannen (z.B. durch Entspannungstraining) 4. Sport und Bewegung |
Das strukturelle Stressmanagement bezieht sich auf eine Veränderung von belastenden Strukturen außerhalb des Individuums. Es kann an den gleichen Ebenen ansetzen wie das individuelle Stressmanagement.
Hier ein Beispiel für den Bereich der Betrieblichen Gesundheitsförderung (Quelle: Gerd Kaluza, Stressbewältigung: Trainingsmanual zur psychologischen Gesundheitsförderung. Springer Verlag, 2. Aufl. 2011. Buch kaufen).
Bereiche des strukturellen Stressmanagements
Instrumentelle Stresskompetenz | Mentale Stresskompetenz | Regenerative Stresskompetenz |
---|---|---|
Beispiele: 1. Gesundheitsgerechte Gestaltung von Arbeitsbedingungen 2. Bereitstellung ausreichender Ressourcen 3. Fachliche Weiterbildung | Beispiele: 1. Gesundheitsgerechte Leistungs- und Führungskultur 2. Transparente Feedback- und Gratifikationssysteme 3. Konstruktive »Fehler-Kultur« | Beispiele: 1. Angebote zur Regeneration 2. Aktive Bewegungspausen 3. Vereinbarkeit von Familie und Beruf |